In 14 Tagen wählt die Nation einen Bundestag. Dabei haben die Grünen in nur vier Monaten etwa 10 % bei den – zugegeben, nicht alles vorhersehenden – Umfragen verloren.
Zu diesem Absturz kann ich mich nur dem Kommentar über die „Kanzlerwahrscheinlichkeit” von Thomas Schmoll aus der Schleswig-Holstein-Zeitung (Wochenendbeilage vom 11./12. September 2021, S. 2-3) anschließen, den ich hierunter auszugsweise zitiere – unter Auslassung der Parallelen, die er zwischen grüner und schwarzem Kandidaten zieht, und mit einer eigenen Ergänzung versehen. Ähnliche Aussagen höre ich bereits seit Wochen von immer mehr Menschen, die selbst Grüne sind oder Grün wählen wollen.
Annalena Baerbock, die die sinkenden Umfragewerte ihrer Partei weitgehend zu verantworten hat, hatte die Möglichkeit, den Stab an Robert Habeck weiterzureichen. Ihr Lebenslauf ließ – anders als der Habecks – nie auf eine Qualifikation fürs Kanzleramt rückschließen, auch nicht durch Aufhübschungen in ihrem Buch. Selbst die taz schrieb Anfang Juli: «Die Grünen-Kanzlerkandidatin ist an ihrem Ehrgeiz gescheitert und kann die Wahl nicht mehr gewinnen. Sie sollte Robert Habeck den Stab übergeben.»
Sie ignorierte es sehenden Auges. Die Grünen schwammen vorher auf einer Welle der Begeisterung. Sie war es, die daraus ein Rinnsal werden ließ. Nicht einmal die Hochwasserkatastrophe, die den Klimawandel, das urtypischste aller Grünen Themen, in den Fokus der Öffentlichkeit rückte, brachte der Partei Stimmenzuwächse – wegen der Spitzenkandidatin. Auch Habeck hätte nicht den Sieg garantiert. Doch die historisch einmalige Chance wäre mit einem Wechsel zu ihm als Zugpferd gewahrt worden. Dafür ist es jetzt zu spät; es wäre ein Wortbruch nahe am Wahlbetrug. Annalena Baerbock fehlte die Größe zum Verzicht. Sie frönt ihrer Egomanie, ist wahlstrategisch schwach und unbeliebt. [Dazu kommt, dass Teile der Partei der Frauenquotengläubigkeit verfallen sind, wo eine Habeck-Kandidatur nahezu als Göttinnenlästerung gegolten hätte.]
Lieber schauen sie zu, wie die Grünen die Wahl verlieren. Wie es ausschaut, wird mit Olaf Scholz ein schlumpfig lachender Dritter Kanzler. Das haben Baerbock und Laschet von ihren Ego-Trips.
Übrigens bin ich kein Hellseher, und ich weiß auch beileibe nicht alles. Aber falls wider alle Erwartungen die nächste Bundeskanzlerin eine Grüne sein wird, werde ich garantiert nicht behaupten, das hätte ich schon immer prognostiziert. Oder mit meinem Geunke lediglich die Erfolgsspur herbeischreiben wollen.
Nein, dann hätte ich mich krachend geirrt und würde dies eingestehen.
Nachwahlnachtrag vom Nachwahltagstag: Nun sind es also 14,8 % geworden. Das ist viel mehr als die 8,9 % von 2017. Leider aber auch noch vielviel weniger als die 25 % von Anfang 2021.
Noch ’n Nachtrag: Sagte ich eigentlich schon, dass es ziemlich Schiete sein kann, Recht zu behalten?