Aus meiner Feder
Selbst Texte zu schreiben und zu veröffentlichen hat bei mir eigentlich erst im 21. Jahrhundert begonnen. Vorher gab es lediglich eine Handvoll Schnipsel: 1965 einen aus eigener Praxis entstandenen „Leitfaden für Zeitungsboten” in unserer Schülerzeitung Die Diestel, 1975 ein paar politisch-satirische Texte in der Spontan-Rubrik «Kurz und würzig», 1979 einen von der Badischen Tabakmanufaktur kurzzeitig verwendeten Werbe-Limerick für deren Marke Schwarze Hand, zur Dezember-Wahl 1982 einen Appell gegen die immer noch drohende Flächensanierung von Altona-Altstadt („Was die alliierten Bomber nicht geschafft haben, das vollendet Hamburgs Senat”) im Rechenschaftsbuch meiner Partei und 1999 einen Zeitungsartikel über Adolf Jäger, Altonas größten Fußballer.
Ende der 1960er kam noch etwas Lyrik dazu, die – gottseidank – ohne öffentliche Folgen blieb. Das begann mit einer Selbsterfahrung in meiner Drogenausprobierphase. Ich hatte eine Handvoll Captagons eingeworfen, kehrte spätabends in die elterliche Hubert-Pfeiffer-Straße zurück und schrieb bis zum Sonnenaufgang ein unendlich langes „Politolyrikon”. Den Einstieg erinnere ich noch (Ich Kotkrümel im Arsch der Welt …), und solcherlei Unsäglichkeiten setzten sich über -zig Seiten fort. Was mir im Rückblick einfach nur gruselig vorkommt, fand ich in jener Nacht unbedingt wichtig. Etwas später verfasste ich einige Songtexte, die ich dann Udo Lindenberg anbot. Er wusste da noch nicht genau, dass er zukünftig Deutschsprachiges vortragen wollte, aber meine englischen Verse trafen 1970 nicht seinen Geschmack. Bei einem späteren Umzug landeten diese gesammelten Peinlichkeiten im Müll. Besser war’s.
Während meines Sabbaticals begann ich mit dem Verfassen eines Buches über die großen Züge der Altonaer Stadtgeschichte bis in die unmittelbare Gegenwart. Dieses „Frittenbudenballaden. 500 Jahre Leben in Altona – 30 Jahre Politik für Altona” betitelte Manuskript ist nie fertig geworden. Auszüge daraus verwende ich heute für gelegentliche bezahlte Vorträge.(<werbespot>Ja, man kann mich gerne buchen!</werbespot>)
Stattdessen ist ja mit dieser Website nun eine Autobiographie entstanden, nicht zwischen zwei Pappdeckeln, aber dafür in einem vielleicht nie abgeschlossenen Prozess des weiteren Ausbaues (insbesondere auf den einzelnen Unterseiten von «Vita», «Politik» und «Interessen»).
Schon im Studium hatte ich zudem eine empirische Untersuchung des Einkaufszentrums Neue Große Bergstraße (Branchenbesatz, Käuferverhalten, Auswertung einer Kundenbefragung) vorgenommen. Zur Jahrtausendwende erschien in dem Buch Der Stuhlmannbrunnen ein Kapitel aus meiner Feder über dieses Mega-Symbol der Unterschiedlichkeit von und Konkurrenz zwischen Altona und Hamburg. Nicht zuletzt ist diese Website in Teilen auch eine Altonensie.
Seit Februar 2005 schreibe ich unter dem Pseudonym Wahrerwattwurm Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia, bei der ich 15 Monate später zudem zum Administrator gewählt wurde. Letzteres ist eine Kombination aus Haus- und Wachtmeister („Putz- und Polizei-Funktion”). Wie nicht anders zu erwarten, fuchste ich mich zunächst in Artikel über Altona ein; aber meine breit gestreuten anderen Interessen forderten schnell ihr Recht – und bekamen es. Mittlerweile habe ich dort rund 1.200 Artikel (plus einen in der französischsprachigen Wikipédia) abgefasst. Ein bisschen stolz bin ich darauf, dass einige dieser Machwerke mit dem Prädikat „exzellent” oder „lesenswert” ausgezeichnet worden sind. Wenig verwunderlich, dass auch diese Prämiierten oft einen über den Tellerrand ihres Kernthemas hinausgehenden Blick eröffnen.
Das sind diese 29 (die Exzellenten tragen ein *chen):
Fußball in Frankreich Ligue 1*, Division 1 Féminine*, Französischer Fußballpokal*, Französische Fußballnationalmannschaft*, Fiasko von Knysna (Les Bleus bei der WM 2010), Fußballauswahl des FLN* (während des Algerienkriegs), Französische Fußballnationalmannschaft der Frauen*, Stade de Reims*, Edmund Weiskopf, Raymond Kopa*, Mario Zatelli, Egon Jönsson
Fußball in Deutschland Rudolf de la Vigne, Horst Szymaniak*
Altona und … Fuß-/Handball (Union 03 Altona), Politik (Paul Moder*, August Kirch), Geographie & Ökologie (Wedeler Au*)
Musik Laura Nyro*, The Shangri-Las, Eli and the Thirteenth Confession (eine, besser, die Nyro-LP), dazu Artikel über einzelne Chansons (Nathalie* und L’orange* von Bécaud, Le bal des Laze von Polnareff, La chanson de Jacky* von Brel) und andere Songs (Cam ye o’er frae France, ein historisch-politisches Spottlied aus Schottland, das Volkslied Tri martolod* aus der Bretagne sowie Lorne Greenes Sprechgesang-Western Ringo)
Anderes Freundschaftsbrücke (Nachbarn und Völker verbindendes Verkehrsbauwerk zwischen Kleinblittersdorf im Saarland und Grosbliederstroff in Lothringen)
Zudem habe ich im Frühjahr 2011 den WP-Schreibwettbewerb gewonnen (mit Stade Reims), was einem Sportartikel bis einschließlich 2023 ansonsten noch nie vergönnt war. Im selben Jahr entstand aus meiner intensiven Beschäftigung mit diesem Fußballklub Champagner-Fußball. Die prickelnde Geschichte von Stade de Reims, leider bloß als 270-seitiges Book on Demand, weil der Verlag Die Werkstatt keinen Markt für dieses Thema sah. Dafür hatte ich auch in französischen Archiven nachgeforscht und Interviews mit Spielern geführt, die bei den Rot-Weißen in deren bester Zeit (1949 bis 1962) gekickt hatten. Wofür sich ein solides Studium der historischen Wissenschaft doch manchmal lohnt! Und wie ich gerne zu sagen pflege: Fußballgeschichte ist Sozialgeschichte.
Für meine Artikel zu Musik, Geographie und vor allem dem (Frauen-) Fußball Frankreichs wurde ich auf der WikiCon 2021 mit der RegioEule ausgezeichnet, dem wikipedianischen Äquivalent zum Oscar. Offenbar ist es kein grundlegendes Hindernis für qualitätvolle Artikel, dass mir ein gewisser Hang zu Schachtelsätzen zu eigen ist. Das muss schon bei dem jungen Wuttke der Fall gewesen sein; weshalb sonst hätte unser Schuldirektor und Philosophielehrer Dr. Klemm – trotz meiner Mittelstufen-Flegeljahre und unter dem Naserümpfen einiger Eltern von nicht bedachten Absolventen – bei der Entlassungsfeier als einen von drei Abiturienten ausgerechnet mich ausgerechnet mit den Gesammelten Werken von Robert Musil beschenkt?
Über meine Arbeit in Wikipedia wurde Hardy Grüne 2016 auf mich aufmerksam. In dem von ihm und Frank Willig herausgegebenen, vierteljährlich erscheinenden Zeitspiel – Magazin für Fußball-Zeitgeschichte finden sich seither Wuttikel. Nachdem ich die beiden lange genug genervt hatte, gab es 2018 zum ersten Mal einen Themenschwerpunkt Frauenfußball; muss ich erwähnen, dass der auch einen umfangreichen Beitrag von mir über Frankreichs kickende Femmes enthielt? Seit 2022 schreibe ich regelmäßig eine Kolumne über Frauenfußballthemen aus aller Welt und lektoriere die Artikel anderer Autoren.
Zudem habe ich einen längeren Beitrag für ein von Hardy herausgebenes Buch (Band 2 der Reihe über legendäre Klubs) verfasst, das im Herbst 2021 erschienen ist. Für Band 5 (2024) bereits druckreif ist mein Text über den Juvisy FCF, 2017 aufgelöst, aber immer noch ewiger Tabellenführer der Division 1 Féminine. Nachfolgend möchte ich gerne die Geschichte von Bergarbeitervereinen in Frankreich (Racing Lens, US Nœux-les-Mines, FC Gueugnon) ausarbeiten, eingebettet in den Bedeutungsverlust des Kohlebergbaues zwischen 1945 und den 1960er Jahren. Dabei kann ich mich auf ein paar Dutzend Biographien von Spielern stützen, die ich bereits in Wikipedia veröffentlicht habe; viele von ihnen waren polnische Oberschlesier, deren Vorfahren ins Ruhrgebiet eingewandert und teilweise von dort in das nordfranzösische Revier weitergezogen waren.
Und wenn auch nicht als Schreiberling, so doch als erzählender Erklärer ist ein neues Betätigungsfeld hinzugetreten: Podcasts, in denen meine Kenntnisse der Fußballgeschichte – v.a. der französischen, dabei sowohl die der Männer als der Frauen – zwischen anderthalb und zweieinhalb Stunden lang gefragt sind. 2022 war dies viermal bei Hörfehler (jüngst in Fußballfrequenz umbenannt) bzw. Legende verloren der Fall, Anfang 2023 war ich erneut gebucht.
Kostproben aus Ernsts unernstem Schriebtrieb
Ehrenrettungsaktion für Walter Sparbier (1981)
Mein Gewinn-Limerick für Schwarze-Hand-Tabak (1979)
Ein Raucher ward kürzlich entdeckt,
der beherrscht das Selbstdrehen perfekt.
In der Tasche, einhändig –
ich frag‘ mich inständig:
Wie hat er das Blättchen beleckt?
Schöpferisches zwischen Musik und Comic
In den frühen 1970ern erschuf ich eine Kunstfigur, die meinen Traum von einer Rock-’n‘-Roll-Karriere mit der Realität in einer Rockergang verknüpfte und vermutlich auch eine Anleihe bei Frank Zappas LP Ruben & The Jets genommen hatte. Boppie Hula wurde zum regelmäßigen Gast in meinen Radiosendungen auf Audiocassetten; darin erzählte er Schnurren aus seinem Leben, das nicht nur von Erfolgen und Rampenlicht geprägt war. Im Alltag war der Sänger eher der Typ heranwachsender Delinquent, der mit den Jungs seiner Band (The Silver Jackets) an den Straßenecken herumlungerte und dabei allerlei Schabernack mit Mädels aus dem Viertel und anderen Passanten trieb.
Jörg D., ein zeichnerisch begabter Bremer in Hamburg, schuf dazu eine Reihe von kurzen, atmosphärisch dichten Bildergeschichten. Seine schönste war die Begegnung mit einem zufällig vorbeikommenden Weihnachtsmann, der nicht nur eine ausgiebige Reißfestigkeitsprobe seines Wattebartes und die Entwendung der Zipfelmütze, sondern auch eine hochnotpeinliche Befragung über sich ergehen lassen musste: „Ey, Alder, schtudierßu? Hattß wohl dreizehn Silvester anne Unität? Oder hassu den Nummeruss Nicolausus nich geschafft?”
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