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Time to say goodbye

11. Mai 2023, Tag meiner allerletzten kommunal­politi­schen Gremiensitzung. Im Wedeler Stadtrat endet, was im August 1982 mit dem Sanierungsausschuss Altona-Altstadt S2 (Chemnitzstraße) begann. Summa summa­rum 1.262 Sitzungen, davon 234 in Bezirks­ver­sammlung bzw. Rat sowie 648 in den Ausschüssen, die sich mit meinem Themenschwerpunkt Stadtentwicklung und Verkehr befassen. Das ist nun vorbei. Und diesmal endgültig endgültig, nachdem ich die Gesetzmäßigkeit They never come back früher schon zweimal durchbrochen hatte.

Stimmt der Abschied mich traurig?
Ja, einerseits schon. Schließlich fühlt sich das ein bisschen wie das Ende einer jahrzehnte­lan­gen Beziehung an, und der Franzose weiß: Partir c’est tou­jours un peu mourir („Weggehen ist immer ein wenig wie sterben”).
Nein, andererseits nicht. Nach rund 32 aktiven Jahren kenne ich die Grenzen dessen, was man erreichen kann, zur Genüge. Und die Freude über das, was ich erreicht habe, hält sich mit den Nichterfolgen annähernd die Waage. Wobei die Freude insgesamt überwog. Aber da ich mir diesen Abschied lange gründlich überlegt habe, gibt es keinen Tren­nungs­schmerz, aller­höch­stens ein Quentchen Bedauern. Außerdem habe ich nun mehr Zeit für die diversen anderen Hobbies, die mich gleichfalls aus- und erfüllen. Pars pro toto sei das Betätigungsfeld genannt, mit dem ich vor zehn Jahren im Wedeler Rathaus ange­treten war: Forschen und Publizieren zur Fußball­ge­schichte – Hello global, goodbye communal, wie schon die Beatles wussten.

Und Football ’s coming home ist sowieso das schönere und bedeutendere Lied als das oben in der Überschrift angeführte.

Altes Neues aus Kalau (4)

Was macht das Polizeipferd so einzigartig?

 

 

Polizeipferde haben das Arschloch auf dem Rücken.

(Mit Dank an die Titanic, die diesen Gag Mitte der 1990er – in Klaus Balkenhols goldener Zeit – veröffentlichte)

 

Katar(rh)? Nur ein ganz klein wenig.

Alleine schon der Zeitpunkt – im Advent(!) – hatte mir die Vorfreude auf eine Männerfußball-WM in heruntergekühlten Wüstenstadien eines Staates, in dem eher Tennis, Kamelrennen oder der Sowieso-kein-Sport namens Formel 1 zuhause sind, komplett geraubt. Dann sattelten die Berichte über das FIFA-Katargate, unmenschliche Arbeitsbedingungen, fehlende soziale bzw. Meinungsfreiheit, Beschränkungen für Journalisten und ganz zuletzt als negatives Sahnehäubchen das Verbot dänischer Trainingstrikots durch den Ober-Schmierlappen Gianni Infantilo immer mehr oben drauf. Zu einer anfangs noch erhofften Katharsis, die all diese Unsäglichkeiten wegspült, ist es nie gekommen.

Kurz und gar nicht gut:  Diese WM schenke ich mir. Weitestgehend jedenfalls. Denn nachdem Didier Deschamps sich einen Ruck gegeben und den 36-jährigen, immer noch überzeugenden Olivier Giroud doch wieder nominiert hat, muss ich wenigstens auf Spiele der französischen Titelverteidiger einfach ab und an mal einen Blick werfen, sofern die überhaupt von AZRDF gezeigt werden. Gegen die Schwafel-Zumutung von Tom Bartels oder Béla Réthy gibt es ja die Mute-Taste. Zudem wird es sich nicht vermeiden lassen, in nahezu jeder ernsthaften Fernsehsendung einschließlich Tagesschau und Heute jederzeit und in unerträglich ausgiebiger Breite mit den Stimmungsbildern, prognostischen Hoffnungen, Wehwehchen und anderen Belanglosigkeiten von Le Mannschaft behelligt zu werden („Es gibt zwar nichts Berichtenswertes, aber das müssen wir erzählen”). Auch werden mich Interviews noch mit dem letzten Blödeldödel aus dem deutschen Quartier hunderte Male mit der neuesten Modefloskel („Wir müssen den Flow [Floh?] aufrecht erhalten”) nerven.(¹)

Aber mehr Verschnupfungen werde ich nicht an mich heranlassen, auch wenn dies das erste Mal seit 1958 ist, dass ich eine WM ignoriere. So gut ein bisschen Freude und Ablenkung in dieser Scheißzeit täte. Lieber verzichte ich auf ein paar Schiffsladungen Flüssiggas, die die katarische Dynastie der al-Thani uns vage in Aussicht gestellt hat. Versprochen!

 

NB: Man verzeihe mir den Dreiklang von Katar, Katarrh und Katharsis. Er lag zu nahe und ließ sich nicht vermeiden. Dabei ist mir bei dem Thema alles andere als spaßig zumute.

 

(¹) Da scheint mich jemand höheren Ortes – ein Fußballgott? – erhört zu haben: Nach der Vorrunde war aus die Maus! Dafür wurde anschließend in Permanenz geflickt und gebierhofft, wo aus sportlicher Sicht viel eher mbappéisiert und giroudiert werden müsste …

Gas-Putin vom Gazprom-Team

Den 24. Februar 2022 empfinde ich so ernst und alle meine Lebensgewohnheiten bedrohend wie den 1. September 83 Jahre zuvor.
Und wenn mich etwas dermaßen sprachlos macht, …

Prima Klima?

Eiß iss neiß

Nein, damit sind ausnahmsweise weder eine grottige NDW-Band noch die atmosphärischen Turbulenzen („Sturmtief Petra”) gemeint, die mich Anfang Februar 2022 dazu veranlasst haben, aus Wedels grüner Ratsfraktion auszutreten. Hier geht es vielmehr um meine Eisdiele am Caudry-Platz. Das Gelato-In [sic!] liegt, lediglich 150 Meter vom Rat House entfernt, auf 53° 35′ 1.57″ nördlicher Breite und besitzt fast keine Innenplätze, aber eine große Außenterrasse mit wunderbarem Blick über den Mühlenteich (siehe Bild) und dessen Enten. Darüber wölbt sich der weite holsteinische Himmel. Dies ist insbesondere bei Sonnenschein unangefochten mein hiesiger Lieblingsplatz. Außer der Aussicht hat es mir vor allem die Kugelkombi Himbeer-Zitrone-Stracciatella angetan, mit Sahne, ohne Waffel und ergänzt um ein Flascherl San Pelle.

Fast mein gesamtes Leben lang waren Eisdielen in unseren Breiten zwischen Allerheiligen und Ostern dicht, teilweise untervermietet oder mit Fremdwerbung in Tür und Schaufenster. Und Signore Filippi pflegte in diesem halben Jahr stets mitsamt seinen Angehörigen bei seiner Großsippe in einem Dolomitental zu überwintern. Die jährliche Wiedereröffnung des Ladens war ein sehnsüchtig erwartetes, untrüg­liches Zeichen dafür, dass nun der Lenz mit Macht Einzug hält.
Dem ist nicht länger so. 2021 räumten die Inhaber Tische, Stühle und Schirme nicht im Oktober, nicht im November, nein: sage und schreibe im Dezember endgültig ab! Nur um das Möblemang bereits gestern, am 14. Februar 2022, nach gerade mal zwei Monaten wieder komplett rauszustellen: They’re open again. Unfassbar, unglaublich, aufgrund der klima­tischen Ursachen total unwün­­schens­­wert.

Altes Neues aus Kalau (3)

Was ist der Unterschied zwischen einem Bäcker und einem Teppich?

 

 

Der Bäcker muss um 3 Uhr aufstehen; der Teppich kann noch liegen bleiben.

 

Wenn der Eid erfreut

Um auch mal etwas Positives über die neue Bundesregierung zu sagen: „So wahr mir Gott*in helfe” hat sich soeben bei deren Vereidigung nur noch knapp (mit 9 zu 8) durchgesetzt. Da frohlockt der Atheist wenigstens a bissl.

😇

 

Mein grünes Absurdistan

Gestern, am 25. November 2021, hat die grüne Parteispitze die ihr in der Ampelkoalition zugestandenen Regierungsämter verteilt. Robert Habeck (Vizekanzler, Wirtschaft & Klimaschutz) und Claudia Roth (Kulturstaatssekretärin) scheinen mir fachlich und vom Auftreten her kompetente Besetzungen zu sein. Anne Spiegel (Familie & Gedöns) kann ich nicht beurteilen, aber sie bringt zumindest Regierungserfahrung auf Länderebene mit; on verra.

Steffi Lemke (Umwelt, Natur- & Verbraucherschutz) hingegen habe ich aus ihrer Zeit als Bundesgeschäftsführerin der Partei als bemüht, aber ziemlich blass in Erinnerung. Ließ sich die Ossi-Quote personell wirklich nicht qualifizierter erfüllen, wenn man sie denn schon für wichtig hält?

Absurd allerdings ist dies, und das gleich doppelt: Cem Özdemir wird Landwirtschaftsminister. Ich wiederhole: Cem Özdemir, 2002 Held der Lufthansa-Bonusmeilen, wird Landwirtschaftsminister. Und warum? Weil er Ahnung von der Materie hat? Nein, hat er nicht. Sondern weil er Türke und Realo ist. Als Außenminister hätte ich ihn mir durchaus vorstellen können (und mich auf seinen Antrittsbesuch bei Recep Tayyip Erdoğan gefreut). Aber nein, Außenminister möchte ja Annalena Baerbock spielen, und die grünen Granden erfüllen bekanntlich gerade in der Vorweihnachtszeit gerne Kinderwünsche. Und warum? Weil sie Ahnung von der Materie hat? Nein, hat sie nicht. Sondern weil sie Frau und krachend gescheiterte Kanzlerkandidatin ist. Das lässt für Deutschlands internationale Beziehungen in einer weltpolitisch konfliktreichen Zeit befürchten, dass es – günstigstenfalls – keine wesentliche Veränderung gegenüber der Amtsführung ihres Vorgängers gibt, außer dass der Diplomatie-Lehrling Heiko Maas (SPD) nun halt zu Heike Maas (Grüne) umquotiert worden ist.

Nicht nur hinsichtlich etlicher Inhalte des Koalitionsvertrags*, sondern auch bei diesem selbst erstellten Personaltableau gilt: Grün ist bei Ampeln ganz unten.

* Was alleine zum Thema Verkehr fehlt, genügt vollauf, um dem Vertrag Rot zu zeigen.

Nachtrag 6.12.21: Vertrag und Personal – man konnte lediglich für oder gegen beides votieren – haben dennoch nur 48,9 % aller stimmberechtigten Parteimitglieder zugestimmt. Also nicht mal die Hälfte, aber bei der überraschend dürftigen Wahlbeteiligung (gut 57 %) knapp 86 % aller Abstimmenden. Na dann: Happy Nikolausi!

Die ganze, traurige Wahrheit

In 14 Tagen wählt die Nation einen Bundestag. Dabei haben die Grünen in nur vier Monaten etwa 10 % bei den – zugegeben, nicht alles vorhersehenden – Umfragen verloren.

Zu diesem Absturz kann ich mich nur dem Kommentar über die „Kanzlerwahrscheinlichkeit” von Thomas Schmoll aus der Schleswig-Holstein-Zeitung (Wochenendbeilage vom 11./12. September 2021, S. 2-3) anschließen, den ich hierunter auszugsweise zitiere – unter Auslassung der Parallelen, die er zwischen grüner und schwarzem Kandidaten zieht, und mit einer eigenen Ergänzung versehen. Ähnliche Aussagen höre ich bereits seit Wochen von immer mehr Menschen, die selbst Grüne sind oder Grün wählen wollen.

Annalena Baerbock, die die sinkenden Umfragewerte ihrer Partei weitgehend zu verantworten hat, hatte die Möglichkeit, den Stab an Robert Habeck weiterzureichen. Ihr Lebenslauf ließ – anders als der Habecks – nie auf eine Qualifikation fürs Kanzleramt rückschließen, auch nicht durch Aufhübschungen in ihrem Buch. Selbst die taz schrieb Anfang Juli: «Die Grünen-Kanzlerkandidatin ist an ihrem Ehrgeiz gescheitert und kann die Wahl nicht mehr gewinnen. Sie sollte Robert Habeck den Stab übergeben.»

Sie ignorierte es sehenden Auges. Die Grünen schwammen vorher auf einer Welle der Begeisterung. Sie war es, die daraus ein Rinnsal werden ließ. Nicht einmal die Hochwasserkatastrophe, die den Klimawandel, das urtypischste aller Grünen Themen, in den Fokus der Öffentlichkeit rückte, brachte der Partei Stimmenzuwächse – wegen der Spitzenkandidatin. Auch Habeck hätte nicht den Sieg garantiert. Doch die historisch einmalige Chance wäre mit einem Wechsel zu ihm als Zugpferd gewahrt worden. Dafür ist es jetzt zu spät; es wäre ein Wortbruch nahe am Wahlbetrug. Annalena Baerbock fehlte die Größe zum Verzicht. Sie frönt ihrer Egomanie, ist wahlstrategisch schwach und unbeliebt. [Dazu kommt, dass Teile der Partei der Frauenquotengläubigkeit verfallen sind, wo eine Habeck-Kandidatur nahezu als Göttinnenlästerung gegolten hätte.]

Lieber schauen sie zu, wie die Grünen die Wahl verlieren. Wie es ausschaut, wird mit Olaf Scholz ein schlumpfig lachender Dritter Kanzler. Das haben Baerbock und Laschet von ihren Ego-Trips.

 

Übrigens bin ich kein Hellseher, und ich weiß auch beileibe nicht alles. Aber falls wider alle Erwartungen die nächste Bundeskanzlerin eine Grüne sein wird, werde ich garantiert nicht behaupten, das hätte ich schon immer prognostiziert. Oder mit meinem Geunke lediglich die Erfolgsspur herbeischreiben wollen.
Nein, dann hätte ich mich krachend geirrt und würde dies eingestehen.

Nachwahlnachtrag vom Nachwahltagstag: Nun sind es also 14,8 % geworden. Das ist viel mehr als die 8,9 % von 2017. Leider aber auch noch vielviel weniger als die 25 % von Anfang 2021.

Noch ’n Nachtrag: Sagte ich eigentlich schon, dass es ziemlich Schiete sein kann, Recht zu behalten?

 

Altes Neues aus Kalau (2)

Wie nennt man männliches Geflügel, das Schmerzen hat?

 

 

Auahahn. Was sonst?

Zwei Grüne Schwarzmaler

Da deuten zu Ostern 2021 viele Indizien darauf hin, dass die Grünen bei der Bundestagswahl im September tatsächlich erstmals die Chance haben, wenigstens zweitstärkste Kraft zu werden. Mit einem programmatischen Profil, das den Prognosen zufolge auf breitere Akzeptanz stößt als jemals zuvor in gut 40 Jahren. Und mit einem Spitzenkandidaten, der sich freilich erst noch entscheiden muss, ob er ein Männlein oder ein Weiblein sein will. (Nachtrag 19. April 2021: Es ist Roberta Baerbock.)

Und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt spucken zwei Querschläger aus der grünen Bundestagsfraktion diesen Hoffnungen in die Suppe. Bezogen auf den Umgang mit der Corona-Pandemie fordern sie permanent schärfere Grundrechtseinschränkungen, reden einem Zentralismus das Wort, wie er in unserer Verfassung nicht vorgesehen ist, und ignorieren offenbar völlig, dass neben gesundheitlichen auch wirtschaftliche, soziale, psychologische Aspekte zu einer ganzheitlichen Sichtweise der Situation dazugehören. Ich meine Katrin Göring-Eckardt, die Fraktions-Co-Vorsitzende, und Janosch Dahmen, den erst vor knapp fünf Monaten auf die Abgeordnetenbänke nachgerückten Jungarzt. Beide legen eifernd-geifernd einen missionarisch-ausschließlichen, allwissenden und mit nicht weniger als dem Weltuntergang drohenden Habitus an den Tag, wenn sie jede andere Art von Reaktion auf die Pandemie in den finstersten Farben verdammen. Was sie nicht müde werden, tatsächlich laufend zu tun. Dass der Tagesspiegel Dahmen als den „Karl Lauterbach der Grünen” bezeichnet, trifft voll ins Schwarze – und das ist alles andere als ein Kompliment! Sympathieträger klingen anders und sehen anders aus.

Vertreten sie beide damit eigentlich die Fraktionsmeinung? Die der Bundespartei? Oder warum stoppt die derzeit niemand?

Ich kann mir schon lebhaft vorstellen, mit welchen Fragen zu diesem Themenkomplex ich im Wahlkampf konfrontiert werde; und motivierend ist diese Vorstellung sicher nicht. Aber wenn das Ergebnis am 26.9. against all momentary odds weit unterhalb der 20-Prozent-Marke liegt, werden es diese zwei natürlich nie und nimmer gewesen sein.

 

Lockdown der lokalen Legislative?

Während auf Länder-, Bundes- und europäischer Ebene die Mitglieder der Parlamente parteiübergreifend eine stärkere Beteiligung an den Regeln und Maßnahmen der Exekutive zur Pandemiebekämpfung verlangen und selbstverständlich auch in dieser Ausnahmesituation Präsenzsitzungen abhalten, beobachte ich, dass viele Stadt-, Gemeinderäte und Kreistage zumindest in Schleswig-Holstein sich seit Beginn der 2. Ansteckungswelle im Herbst 2020 in eine Art „selbstgewählte politische Quarantäne” begeben haben. Womit sie sich ihren Aufgaben, für die sie gewählt wurden, entziehen. Dies tun sie freiwillig, denn die politischen Gremien sind auch in den jüngsten, verschärften Verordnungen ausdrücklich von den Kontaktbeschränkungen ausgenommen, sofern Sitzungen unter Einhaltung der AHA-Regeln und anderer Vorsichtsmaßnahmen abgehalten werden können.

Dabei wurde jede und jeder einzelne Repräsentant gewählt, um die Verwaltung zu beraten, sie mit Anträgen zu einem bestimmten Handeln zu veranlassen und deren Durchführung von Aufgaben zu kontrollieren. Das gilt auch und sogar ganz besonders in schweren Zeiten wie jetzt bei der Coronavirus-Pandemie; dass das nur unter Schönwetterbedingungen passieren soll, man ansonsten aber die örtliche Exekutive handeln lässt, wie es ihr gefällt, steht nirgendwo geschrieben. Die hingegen arbeitet ja weiter, denn natürlich müssen auch weiterhin Genehmigungen erteilt, Planungen vorangetrieben und Entscheidungen getroffen werden. Auch schätzt mancher Bürgermeister, mancher Verwaltungsmitarbeiter es unverhohlen, „ungestört” von der Politik arbeiten zu können.

Man muss ja volles Verständnis dafür haben, wenn einzelne Ratsmitglieder für sich persönlich die Entscheidung treffen, derzeit lieber so wenig wie möglich an Gremiensitzungen teilzunehmen. Dabei kann ihnen niemand hineinreden – schließlich geht es um ihre Gesundheit und diejenige ihrer Familienangehörigen. Aber flächendeckend die politische Arbeit in den Kommunen einzustellen, ist ein ganz anderes Kaliber. Den mit der Annahme ihrer Wahl übernommenen Pflichten gerade auch in diesem „kabbeligen Fahrwasser“ und den Erwartungen der Wähler können Mandatsträger durch diesen Totalverzicht wohl schwerlich entsprechen. Und was ich leider auch schon mehrfach erlebt habe, ist die Anmaßung, dass jemand, der für sich lieber auf eine Teilnahme verzichtet, anderen, die ihr Recht und ihre Pflicht zur Mandatsausübung in Anspruch nehmen wollen, diese ebenfalls – entweder mit moralischem Druck oder mit entsprechendem Abstimmungsverhalten – zu untersagen versucht.

Ich rede, wohlgemerkt, dem Leichtsinn nicht das Wort und nehme die aktuelle Situation keineswegs auf die leichte Schulter: Tagesordnungen lassen sich auf wesentliche Punkte konzentrieren, Sitzungsabläufe straffen und ihre Dauer verkürzen, die Fraktionen können sich auf ein Pairing (die maßstabsgetreue Verringerung der Teilnehmerzahl an Inecht-Sitzungen) verständigen, dem Informationsaustausch dienende Treffen kann man per Videokonferenz abhalten – alles sinnvolle Möglichkeiten zur Risikoreduzierung. Aber nicht nur die Mitarbeiter in den Rathäusern, auch Beschäftigte in Kitas, Arztpraxen und Gesundheitseinrichtungen, im Personen- und Güterverkehr, in Einzelhandel und vielen anderen Betrieben arbeiten ja ebenfalls weiter – trotz derselben pandemischen Situation. Und dass viele von ihnen überhaupt kein Verständnis dafür aufbringen, es auch mitnichten vorbildhaft finden, wenn ausgerechnet die Politiker sich in einen selbstverordneten Ruhemodus versetzen, weiß ich aus etlichen Gesprächen.

Bei schönem Wetter Politik zu machen ist einfach; in schwierigen Zeiten darauf zu verzichten, ist verantwortungslos. Und in einem demokratisch verfassten, gewaltengeteilten Staat ist die Mitwirkung der Gewählten systemrelevant.

Sicko

Zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ist nahezu alles schon gesagt und geschrieben worden. Außer dass mit jedem Tag seit der Wahl die Frage immer virulenter wird, wann eigentlich endlich zwei große, kräftige Männer in weißen Kitteln das Oval Office betreten, den Noch-Hausherrn ruhig, aber bestimmt in die Mitte nehmen und zu dem vor der Tür wartenden Krankenwagen geleiten.

Und ich finde die Vorwegnahme der Zukunft frappierend, die es der Progressive-Rock-Band King Crimson bereits 1969 ermöglichte, ein Lied mit dem Titel „21st Century Schizoid Man” zu komponieren und zu veröffentlichen.

(Nachtrag vom 6.1.2021) Nachdem der Bald-Ex-Präsident seine Anhänger bei einer Kundgebung in Washington D.C. vor ein paar Stunden regelrecht aufgehetzt hat, zum Capitol zu ziehen und zu verhindern, dass der dort tagende Congress die Wahl seines Nachfolgers bestätigt, sollten es eher Uniformierte sein, die ihn abführen. Ich weiß allerdings nicht, ob die US-Verfassung es erlaubt, einen (noch 14 Tage) amtierenden Präsidenten wegen Hochverrats anzuklagen. Aber selbst wenn, würde the lunatic in the White House (so ein CNN-Moderator am Tag danach) sich vermutlich noch schnell selbst begnadigen.

 

Altes Neues aus Kalau (1)

Kümmt ’n Peerd in’n Blomenloden un seggt to de Verköperin achter de Toonbank: “Frollein, hebb se ma geritten?”

Den muss ich jetzt aber nicht erklären, oder?

Dies war jahrelang die Seite eines Fanclubs.

Jetzt ist es meine persönliche. Und schon bei meinem ersten Beitrag schwant mir, weshalb ich so lange gezaudert habe, mir eine eigene Seite zuzulegen: Weil ich sie dann auch füllen muss. Womöglich geistreich, anregend, kontrovers, originell – kurz: einzigartig.

Well, I’ll do my very best, Miss Sophie!

Und natürlich fragt sich jeder: Schafft er das?!?

 

 

Um mit Loriots Frau Hoppenstedt zu antworten:

Da regt mich ja schon die Frage auf!